Fit für den Klimawandel

Lebensraum für Stileichen-Hainbuchenwälder in der Davert 

Klimawandeleiche

Die Wildnis liegt vor der Haustür. Das war nicht immer so. Vor über 150 Jahren standen lediglich einzelne Bäume im Davertsumpfland. Ackerbau war schier unmöglich. Um die Davert für den Ackerbau urbar zu machen, durchzogen die Bauern das Gebiet mit einem Entwässerungssystem. So entstanden viele kleine oberflächliche Abflussrinnen, die schließlich in größere Abflussgräben mündeten. Ein ausgeklügeltes System. Von der ursprünglichen Waldvegetation mit den grund- und staufeuchten Eichen-Hainbuchen blieb nicht viel.
Nun soll in der Davert auf einer Fläche von 2260 Hektar der typische Lebensraum der Stileichen-Hainbuchenwälder wieder hergestellt werden.
„Wir möchten rechtzeitig auf den Klimawandel reagieren und sehen, wie der Wald unter den wechselnden Bedingungen zurecht kommt“, sagte Dr. Dirk Bieker von der NABU-Naturschutzstation Münsterland.
Und verwies auf den Pseudogley, den dicken Tonboden, der kein Grundwasser in die oberen Schichten zulässt. So führen die Gräben lediglich das Niederschlagswasser, das in den immer trockeneren Sommermonaten schnell abfließt und somit nicht für die Bäume verfügbar ist.
„Wir werden die kleinen Gräben verschließen“, sagte der Forstexperte. So bleibt das Wasser im Wald.
Die Naturschützer sind nun dabei, unerwünschte Baumarten dem Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiet zu entnehmen. Viele Kiefern als unstabile Flachwurzler sind schon gefällt. Dr. Dirk Bieker zeigt auf eine ein Hektar große, umzäunte Naturwaldzelle, in der bereits kleine Eichen gepflanzt wurden. Denn sie haben das Nachsehen in der Waldgemeinschaft. Die Förster haben früher die Rotbuche als dienende Baumart neben die Eichen gepflanzt, die diese erst in der Krone beschattet. So erzielen die Waldbauer einen schönen geraden langen Stamm. Nun ist der Faktor Bodenfeuchtigkeit ganz entscheidend für das Überleben der Eichen. Sinkt das verfügbare Wasser beispielsweise durch Entwässerung, bevorteilt es die Buchen, die einen trockenen Fuß brauchen. „Unser Ziel ist es, tausend Eichen zu pflanzen“, sagte Bieker. Jeder Baum erhält einen Grundbucheintrag, damit nachfolgende Generationen mit dem Auftrag, die biologische Vielfalt zu schützen, sorgsam umgehen.
Daher gilt es, sich breit aufzustellen. So dürfen einige Birken bleiben. Auch die Huteiche, die damals für die Schweinemast gepflanzt wurde. Die Esche allerdings ereilt ein anderes Schicksal. „Bald werden sie wegen eines aus China importieren Pilzes verschwunden sein“, zeigte Dr. Dirk Bieker auf die bereits abgestorbenen Triebe.
Die Fläche ist bereits kartiert. In 2200 Stunden haben Ehrenamtliche 2800 Strukturen mit je tausend Quadratmeter aufgenommen. Erst Jahrzehnte später wird sich zeigen, wie die Bäume und deren Lebensgemeinschaften fit für den Klimawandel sind.

Nur fünf Prozent der Wälder in NRW naturnah
In Nordrhein-Westfalen werden lediglich fünf Prozent der Wälder nicht bewirtschaftet. Ein Drittel mit einer durchschnittlichen Reviergröße von 2500 Hektar liegt in den Händen des Staates, zwei Drittel werden privat bewirtschaftet.
45 Prozent der Arten stehen auf der Roten Liste.

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